Hallo Stephan und die stummen Mitleser,
ich bin hier noch eine Antwort schuldig.
Ich hatte in der Nacht von Donnerstag auf Freitag zwar ein paar Zeilen erstellt, aber die verschwanden bei einer Fehlübertragung und mein Browser hatte den Text nicht mehr im Verlauf.
Zunächst einmal, mir geht es jetzt besser.
Ich hatte einen langen Brief geschrieben, in dem ich ihr mein Engagement beschrieben hatte. All die vielen Dinge, die ich für sie im Hintergrund organisiert hatte, um ihr zu helfen.
Den hatte ich ihr dann zusammen mit einer Grönemeyer-CD vor die Tür gelegt und sie müsste ihn gelesen haben. Die CD kann ich aufgrund der Liedtexte nicht mehr ertragen und ihr gefällt sie sicher. Alles was ich ihr noch sagen wollte, habe ich ihr geschrieben. Zugleich habe ich mit dem Brief versucht, mich selbst wütend auf sie zu machen. Es ist mir nur zum Teil gelungen.
Ich fühle mich trotzdem mies, denn ich habe nicht irgendeine Discoschlampe verloren, sondern eine 34-jährige, geschiedene Mutter von zwei Kindern, mit Falten unter den Augen, Ecken und Kanten, vielen liebenswerten Eigenschaften, vielen lösbaren Problemen und trotz alledem einer auf mich bezaubernd wirkenden Ausstrahlung.
Unter Einbeziehung meiner Nachrichtendienstlichen Vergangenheit habe ich mich teilweise sehr auf sie bezogen.
Es gibt Dinge, die ich über sie weiß, die sie kaum jemandem erzählen würde.
Beispielsweise wusste ich, das sie vor acht Jahren eine Nasenkorrektur hatte. Ich kannte den Text ihrer Chiffre-Kontaktanzeigen. Ich konnte sie in ihrem Hotelzimmer auf Sylt anrufen, dessen Nummer nicht einmal sie selbst kannte, geschweige denn, das sie den Namen des Hotels vorher erwähnte.
Das waren Dinge die sie etwas verunsichert hatte. Ich muss ehrlich sagen, ich war besessen von ihr.
Das sind ebenfalls Dinge, die ich an mir selbst ändern muss.
Es waren meine gröbsten Fehler mit ihr.
Ich will gar nicht wissen, wohin sie umzieht. Ich habe mir allerdings überlegt, ihr mal in ein paar Jahren einen Brief zu schreiben. Ob ich das später tatsächlich tun werde, weiß ich jetzt aber noch nicht.
Im Augenblick fühle ich eine bedrückende Leere und Einsamkeit. Das ist für mich nichts neues, aber es war noch nie so existenziell.
Um einmal die Gemeinsamkeiten aufzulisten:
Wir mögen die selbe Musik, Kunst, das selbe Essen (naja, ich hasse Sardellen), mögen beide lange Fahrradtouren (einmal waren es 90km) und schwimmen gehen.
Ihr Vater heißt mit Vornamen so, wie ich mit dem zweiten und er hat am selben Tag Geburtstag wie ich.
Sie bewunderte an mir, wie gut ich mit Menschen umgehen konnte, meine geschriebenen Texte und mein handwerkliches Geschick. Ihre Kinder mochten mich, ihr Sohn hat mich sogar gemalt und ihr Kater traute sich nur zusammen mit mir auf den Balkon ihrer Wohnung. Sie mochte sich außerdem gerne mit mir unterhalten und ich habe sie immer zum lachen bringen können.
Das erfinde ich nicht, das hat sie mir alles selbst gesagt.
Das alles ist es, was mich so fertig macht.
Die letzten Wochen war oft eine Freundin von ihr zu Besuch und am ersten Tag des Umzugs klingelte diese bei mir und sprach mich gleich mit Vornamen an (es war das erste Gespräch mit ihr) und erfragte eine Parkmöglichkeit für den Transporter. Sie ließ außerdem durchklingen, das sie von mir nur Bestes gehört hat, das ich aber nicht für den Umzug gebraucht werde.
Es macht mich einfach fertig, wenn ich in den Augen aller wie der perfekte Mensch gehandelt werde, am Ende aber trotzdem der Verlierer bin. Es macht mich schier wahnsinnig, wenn ich einerseits wie ein Aussätziger gemieden werde, dann aber bei jeder Gelegenheit von mir nur geschwärmt wird.
Da fielen in der Vergangenheit solche Äußerungen wie: "Du wirst jemand besseren finden als mich."
Für mich steht fest, das wird sehr lange dauern.
Was bringt es, ein Traumtyp zu sein (na ja, nicht optisch), wenn man seine Traumfrau trotzdem nicht bekommt, weil sie nicht mit sich selbst klar kommt?
Andere trennen sich im Streit und beschimpfen sich gegenseitig.
Bei mir war es das komplette Gegenteil und nun muss ich damit klar kommen.